Mit dem VfB Stuttgart wartete auf uns im diesjährigen Achtelfinale des Pokals ein ordentliches Kaliber. Das allererste Aufeinandertreffen beider Klubs im Pokal stand an. SSV gegen VfB, 1889 gegen 1893 und Zweitliga-Schlusslicht gegen Champions League-Teilnehmer. Auf dem Papier eine schier aussichtslose sportliche Situation für unseren Traditionsverein. Trotz alledem behielten wir immer die Magie des Pokals, welcher bekanntlich seine eigenen Gesetze hat, im Hinterkopf. Bei den bereits erfolgten sechs Duellen mit den Lampen blieb die Jahnelf lediglich im Jahre 1976 mit einem Sieg und einem Unentschieden ungeschlagen und musste sich sonst in den restlichen Partien geschlagen geben. Die letzten beiden direkten Aufeinandertreffen ereigneten sich in der Spielzeit 2019/2020. Aufgrund unserer aktiven Fanfreundschaft mit den Stuttgarter Kickers aus Degerloch, von denen selbstverständlich auch eine große Abordnung anwesend war, brachte dieses Pokalspiel gegen Bad Cannstatt eine hohe Brisanz mit sich.
Am Spieltag halfen wir bei den Aufbauarbeiten der geplanten Choreo mit und nutzten dieses restlos ausverkaufte Pokalachtelfinale in der Folge als ersten „Testspieltag“. So verließen wir das erste Mal seit Gruppengründung unseren gewohnten Standort im Stimmungszentrum S2 und platzierten uns im unteren Zaunbereich des Nachbarstehblocks S1, wo wir in Zaunfahnennähe die Jahnelf nach vorne peitschten. Selbstverständlich wanderte unser Schwenker mit uns mit, um das übliche Fahnenbild zu verbreitern. Auch die Jahngsters verzichteten dieses Mal auf ihren Standardstandort und gesellten sich, ebenfalls mit Schwenkfahne, zu uns. UR setzte bei diesem Highlightspiel zudem zwei weitere Vorsänger ein, die in den benachbarten Stehblöcken die Stimmung koordinierten. Zum Einlaufen beider Mannschaften führte die HJT die an die Ballade „Erlkönig“ von Johann Wolfgang von Goethe angelehnte Choreo, welche unter dem Titel „Die Geschichte vom Jahnkönig“ lief, durch. Hinterlegt wurde alles durch eine Hörspiel-Stadionaudio, die die Geschichte des Jahnkönigs erzählte. Auch die Stadionleinwand wurde miteinbezogen und eine in Grautönen gehaltene Blockfahne hochgezogen, welche von roten und weißen Choreofahnen umgeben war. Das zweiteilige Zaunbanner beinhaltete zunächst den Schriftzug „Bad Cannstatt, Bad Cannstatt, oh hörest du nicht, was die Jahnelf mir leise verspricht?“, ehe es mit „Du lieber Pokal, komm geht mit mir! Schöne Spiele spielt der Jahn mit dir.“ komplettiert wurde. Um das Gesamtbild zu vollenden erschien mittig vor S2 der Pokal zwischen dem traditionellen Jahnwappen und einem alten Fußball. Nach Ende der sehenswerten Choreo wurden etliche Bengalos angerissen, die das Abendspiel erhellten. Über die gesamten 90 Minuten brannte es auf der HJT immer wieder. Die ersten 15 Minuten startete die Hans Jakob Tribüne brachial. Aufgrund unseres Standortwechsels und der zusätzlich eingesetzten Vorsänger gelang es, in S1 eine noch nie da gewesene Mitmachquote zu erzeugen. In der zweiten Halbzeit gab es allerdings regelmäßige Durchhänger, die womöglich auch dem Spielverlauf geschuldet waren. Nichtsdestotrotz war unser Gruppenauftritt im Großen und Ganzen sehr respektabel und ein erfolgreicher Test. Trotz der vorhandenen Rivalität präsentierten die mitgereisten Cannstätter während der Partie ein „Ruhe in Frieden Luca!“-Spruchband, welches vom Heimbereich mit Applaus quittiert wurde. Der proppenvolle Gästebereich zeigte sich ebenfalls motiviert und punktete zudem mit gutem Fahneneinsatz und einer ordentlichen Mitmachquote. Dem Favoriten mit dem Brustring, der auf den eingesetzten schwarzen Trikots leicht versteckt ist, gelang es bereits nach zehn Minuten, die Kugel über die Linie des Jahn-Gehäuses zu schießen. In dieser Situation wurde einem direkt wieder bewusst, wie stark Fußball eigentlich gespielt werden kann. Der individuellen Klasse einiger Spieler des VfB war die Jahnelf einfach nicht gewachsen. Einem Stellungsfehler von Ochojski folgte nur neun Zeigerumdrehungen später per Kopf der zweite Streich. Auch wenn die Lampen ihrer Favoritenrolle gerecht wurden, konnten wir unseren Rothosen keinen Vorwurf machen. Die Jahnelf agierte mutig, lief hoch an und versuchte, die Dinge im Rahmen ihrer Möglichkeiten spielerisch zu lösen. Der Wille sowie die Kampfbereitschaft waren auf jeden Fall da. Auch dank eines gut aufgelegten Gebhardt konnten etliche gute Chancen der Gegner abgewehrt werden. Nach einer guten Stunde setzte U21-Nationalspieler Woltemade den Schlusspunkt, kurz darauf zappelte der Ball sogar im Netz der Cannstätter. Bedauerlicherweise war der Ball zuvor allerdings knapp im Toraus. Schade! Weitere gute Gelegenheiten auf beiden Seiten konnten nicht genutzt werden, weswegen am Ende ein akzeptables 0:3 auf der Anzeigetafel stand. Nach Abpfiff verabschiedeten wir noch die anwesenden Freunde aus Stuttgart-Degerloch und Linz und begaben uns auf den Heimweg. Das offizielle Ende des Spieltags verzögerte sich allerdings wenige Minuten, da die Staatsmacht am Treffpunkt noch unverständlicherweise etwas Panik schob. Klassiker!
Die Jahnelf zeigte eine beherzte Leistung, die so definitiv in der Liga auch notwendig sein muss. Hoffen wir mal, dass manche Schalter nun umgelegt wurden. Am kommenden Sonntag heißt es „Domstadt gegen Domstadt“, der 1. FC Köln ist zu Gast im Jahnstadion. Lasst uns die Mannschaft am Wochenende genauso lautstark supporten wie bei diesem Pokalspiel, um gegen den Effzeh einen überlebenswichtigen Dreier einzufahren! Wir in der Kurve stehen ebenso in der Pflicht, alles für unseren Sport- und Schwimmverein zu geben. Keine Kompromisse!
Alles für Regensburg!
~ Castra Regina Invicta