16. Spieltag - Karlsruhe (A)

Es gibt doch keinen besseren Zeitpunkt, als seinen verehrten Sport- und Schwimmverein am 13.12. zu einem Flutlicht-Auswärtsspiel im deutschen Fußballunterhaus zu begleiten. Genau das war am 15. Spieltag der laufenden Zweitligasaison der Fall. Die Reise ging zum Karlsruher Sport-Club Mühlburg-Phönix e. V. nach Baden-Württemberg. Die Heimat des badischen Traditionsvereins von 1894, das Wildparkstadion, unterzog sich in den letzten Jahren vollumfänglichen Umbau- und Modernisierungsarbeiten. Die letzten Umbaumaßnahmen wurden im Juli 2023 abgeschlossen und der neue alte Wildpark bei einem Testspiel gegen den FC Liverpool, welches die Reds mit 4:2 für sich entscheiden konnten, eingeweiht. Auch für uns war es das allererste Spiel im komplett umgebauten Wildparkstadion, welches dadurch leider seinen traditionellen Charme verloren hat. Beim letzten Aufeinandertreffen in Karlsruhe im Februar 2023, welches ebenfalls an einem Freitagabend stattfand, war die aktuelle Westtribüne noch nicht fertiggestellt. Damals gewann der KSC knapp mit 1:0. Gerne erinnern wir uns noch an den alten Wildpark zurück. Unvergessen ist hier natürlich der Aufstieg in die Zweitklassigkeit am Ende der Saison 2011/2012, bei dem Vereinslegende Oli Hein sein, mit hoher Wahrscheinlichkeit, schönstes Karrieretor erzielte.


Gegen Mittag rollte die Busbesatzung in Richtung der Haupt- und Residenzstadt des ehemaligen Landes Baden. Überpünktlich und sogar noch vor Ankunft des Jahn-Mannschaftsbusses erreichten wir den Gästeparker. An diesem Freitagabend reisten gut 400 Jahnfans der Mannschaft hinterher, in der Hoffnung, wenigstens einen Punkt mit in die Domstadt zu nehmen. Die Karlsruher Gegengerade äußerte sich zum Einlaufen beider Teams mit einem „Für uns gibt’s nur ein Landeslogo und das bleibt unverändert“-Spruchband, auf dem zudem das traditionelle Logo des Landes Baden zu sehen war, unmissverständlich zur Aktualisierung des Landeslogos von Baden-Württemberg durch deren Landesregierung. Weiter ging es mit einem großen „Manchmal besiegt – doch nie verloren!“-Zaunbanner, das von einzelnen Blinkern und einer hochgezogenen, kleineren „ACAB Ultras“-Blockfahne im DVD-Design begleitet wurde. Die zweite Halbzeit läuteten die Heimanhänger mit einem „Ganz Karlsruh‘ hasst die Polizei“-Transparent im Stile eines DVD-Players, bei dem im Stehplatzbereich erneut die oben genannte Blockfahne zum Einsatz kam, ein. Erwähnenswert sind zudem noch zwei Soli-Spruchbänder sowie kurz vor Abpfiff der Partie die Bekanntgabe des Kurvenverbots für den Immobilienunternehmer Christoph Gröner, der in der Vergangenheit mit einem seiner Unternehmen Haupt- und Trikotsponsor des KSC war und mittlerweile mit massiven Finanzproblemen in den Medien präsent ist. Wir müssen schon sagen, dass der Heimblock der Karlsruher äußerst stabil wirkt und auch supporttechnisch ordentlich was leistet. Vor allem der Fahneneinsatz war die gesamten 90 Minuten lobenswert. Die anwesenden Jahnfans platzierten sich mittig im Gästesteher und sorgten für einen Supportauftritt, der sich in den Saisonschnitt einfügte. Trotz der Stadionmodernisierung wurden die Gästetoiletten bereits mit etlichen Tag- und Kleberspielereien verschönert, welche zu unserem Spieltag noch nicht gereinigt wurde. In Zeiten, in denen in jedem x-beliebigen Profistadion absolute Sauberkeit mit Streetart-Reinigungswahn mancher Stadionverantwortlicher Hand in Hand geht, stellt dies dann doch im modernen Fußball eine kleinere Besonderheit da. Vielleicht hatten wir auch nur ein gutes Timing, diese sehenswerte Reviermarkierungsausartung begutachten zu dürfen. So wild wie sich die Sanitäranlagen präsentierten, ereignete sich auch die folgende Partie. Den ersten guten Abschluss des Spiels konnten die Karlsruher verzeichnen, Gebhardt parierte mit einer guten Flugeinlage. Nach einer guten Viertelstunde erhielten unsere Rothosen einen berechtigten Handelfmeter, der erst im zweiten Anlauf verwandelt werden konnte. Glücklicherweise hatte sich der KSC-Keeper bei der Parade des ersten Versuchs zu früh von der Linie bewegt. Wenige Sekunden vor dem Pausenpfiff lies Bulic die Badener mit einem verheerenden Fehlpass wieder ins Spiel kommen, wodurch es ärgerlicherweise mit einem Unentschieden in die Katakomben ging. Ganze elf (!) Sekunden nach Wiederanpfiff wurde den Blau-Weißen ein schmeichelhafter Elfmeter zugesprochen, der von Gebhardt im Nachfassen sicher gehalten werden konnte. Im direkten Gegenzug brachte Jahn-Angreifer Hottmann den Gästeblock zum Beben, als er den erneuten Führungstreffer erzielte. Jeder Jahnfan glaubte nun wirklich daran, weit mehr als Erfahrung aus Karlsruhe mitzunehmen. Die Offensive unserer Rothosen funktionierte an diesem Spieltag erstaunlich gut, verfehlte allerdings in Minute 53 knapp das gegnerische Gehäuse. Wie aber mittlerweile jeder weiß, harmonierten Offensive und Defensive in dieser Saison bis dato nur in zwei Ausnahmefällen. So schenkte Totalausfall Bulic den nächsten Elfmeter her, der den erneuten Ausgleich der Karlsruher ermöglichte. Sechs Minuten später wurde unser Hintermannschaft mithilfe eines Bilderbuchangriffes nach Strich und Faden ausgekontert. Diesem 2:3 folgte kurz vor Ende der Schlusspunkt. Nach Abpfiff bedankte sich die Badener Elf noch mit einem „Schöne Feiertage & guten Rutsch“-Transparent bei der Heimkurve, wir verabschiedeten die Jahnelf mit Applaus.


Was sollen wir sagen. Die Jahnelf belohnt sich für diese womöglich beste Saisonleistung erneut nicht, da immer irgendein Mannschaftsteil ausfällt. Wir können den Rothosen nach dieser Niederlage keinen Vorwurf machen, der Auftritt stimmt uns positiv. Aber nur mit Positivität hält kein Verein auf der ganzen Welt die Klasse. Die Punkte müssen irgendwie her, von uns aus auch mit einer absoluten Scheißleistung. Nächsten Sonntag ist zum Hinrunden- und Jahresabschluss der Erstligaabsteiger aus Darmstadt zu Gast im Jahnstadion. Vielleicht gibt es ja doch noch ein versöhnliches Jahresende und relativ entspannte Feiertage. Nichtsdestotrotz wünschen wir allen Jahnfans schonmal ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!


Niemals aufgeben!

~ Castra Regina Invicta