8. Spieltag - Paderborn (A)

Nach dem Punktgewinn am vergangenen Samstagnachmittag gegen den 1. FC Kaiserslautern, der einem kleinen Lichtblick glich, ging es für rund 230 Jahn-Schlachtenbummler ins nordrhein-westfälische Paderborn. Aufgrund der angespannten Lage zwischen den beiden rivalisierenden Fanszenen, brachte dieses Duell eine gewisse Brisanz mit sich. Die letzten Aufeinandertreffen beider Klubs gestalteten sich seit dem ersten Duell am 23.08.2008 absolut ausgeglichen. In 14 Pflichtspielen gewann die Jahnelf sechs Mal, holte zwei Mal einen Punkt und ging sechs Mal leer aus. Der SCP befand sich vor diesem Spieltag auf einem guten fünften Tabellenrang, wir hingegen waren Besitzer der verhassten roten Laterne.


Die aktive Fanszene der Ostwestfalen äußerte sich im Vorfeld der Partie kritisch zu einer vom Verein geplanten Trikotaktion am diesmaligen Spieltag, bei dem die Mannschaft der Schwarz-Blauen im Rahmen einer Sponsorenkampagne komplett in Grün auflaufen sollte. Tatsächlich wurde diese Idee der Vereinsverantwortlichen am Spieltag dann auch in die Tat umgesetzt. Im Zuge dessen verzichtete die Heimszene nicht nur die gesamten 90 Minuten auf organisierten Support, sondern blieb dem Stadioninnenbereich zum Teil auch fern. Aufgrund des späten Anstoßes am Freitagabend, startete diese Auswärtsfahrt für uns zu einem entspannten Zeitpunkt, der allerdings auch nur mittels Überstunden oder Krankenschein wahrgenommen werden konnte. Am Paderborner Stadion angekommen, welches nicht gerade durch seine Schönheit punktet, wurden wir zunächst gründlich von den eingesetzten Ordnungskräften durchleuchtet. Natürlich unter dauerhafter Begleitung eines Kamerawagens der Staatsmacht. Trotz alledem war die Lage äußerst entspannt und übersichtlich. Die Heimspielstätte des SCP wurde Mitte des letzten Jahres um einen mickrigen Alibi-Oberrang erweitert. Außerdem wurde eine neue Flutlichtanlage inklusive „Effektbeleuchtung“ installiert, die anfangs, passend zum diesmaligen Paderborner Sponsoren-Kommerzspieltag, in einem beschämenden Grünton strahlte. Die Verpflegung am Getränke- und Essensstand erfolgte relativ zügig und gut koordiniert, anders als der Auftritt unserer Jahnelf. Der Abwehrriegel unserer Rothosen brach bereits nach einer knappen Viertelstunde, weshalb die Partie sofort wieder in eine ungewünschte Richtung kippte. Paderborn machte in der ersten Hälfte das Spiel, hatte hierbei 84 Prozent Ballbesitz, traf aber glücklicherweise zunächst nur ein einziges Mal. Nach Wiederanpfiff dasselbe Bild: Der SCP mit Oberwasser, auf der anderen Seite eine überforderte Jahnelf. Nach ca. einer Stunde testete Jahn-Außenverteidiger Hein nach einem stark getretenen Freistoß den Paderborner Torrahmen. Kurz darauf erhöhten die in grün spielenden Schwarz-Blauen auf 2:0, welches von unserer Hintermannschaft natürlich erneut amateurhaft verteidigt wurde. Weitere sieben Zeigerumdrehungen später war SSV-Stoßstürmer Kühlwetter nicht in der Lage, aus drei Metern (!) den Ball per Volley ins Tor zu wuchten. Unfassbar! Zu allem Überfluss senste Bulic zehn Minuten vor dem Ende kopflos einen Gegenspieler im eigenen Sechzehner um, wodurch der folgerichtige Elfmeter den 3:0 Endstand besiegelte. Trotz dieser erneut frustrierenden Mannschaftsleistung war die Stimmung im Gästeblock vor allem in der zweiten Spielhälfte überragend. Wenigstens die mitgereisten Jahnfans zeigten an diesem Spieltag einen zweitligawürdigen Auftritt. Optisch wurde der Support mit einem kleinen „Jahn“-Intro, bestehend aus fünf Doppelhaltern, gestartet. Erwähnenswert ist zudem noch das gezeigte Spruchband mit dem Inhalt „Vereinsfarben sind unantastbar! Scheiß Kommerz!!“, welches mit einem „Scheiß Paderborn :)“-Schriftzug beendet wurde. Auf der Rückfahrt leerten wir die Biervorräte des Kutschers in Rekordzeit und kamen zu später beziehungsweise früher Stunde, je nachdem wie man es auslegen will, wieder in der heimischen Stadt unserer Träume an.


Die Tabellensituation bleibt besorgniserregend. Es wird allerhöchste Zeit, sich zusammenzureißen und den Karren aus dem Dreck zu ziehen. So kann und darf es nicht weitergehen. 1:19 Tore nach acht Spieltagen sind blamabel und unseres rot-weißen Traditionsvereins unwürdig. Bisher startete nur der FSV Mainz 05 in der Offensive schlechter in eine Zweitligasaison, nämlich in der Spielzeit 1995/1996. Seit 1974 trafen, ausgenommen Aachen und den soeben genannten Mainzern, alle anderen Zweitligisten nach acht Spieltagen mindestens zwei Mal. Aber jetzt reicht’s auch mal wieder mit all der Negativität und Schwarzmalerei. Wir glauben weiterhin an unsere Mannschaft, auch wenn das in vereinzelten Momenten verständlicherweise manchmal etwas schwerfällt. Die Saison ist zum Glück noch lang, aber es muss spielerisch definitiv etwas passieren. Nach der kommenden Länderspielpause ist mit Fortuna Düsseldorf der nächste große Brocken zu Gast im Jahnstadion. Hier kann die Jahnelf überraschen und zeigen, dass das pflichtspielfreie Wochenende sinnvoll genutzt wurde.


Gemeinsam zum Klassenerhalt!

~ Castra Regina Invicta