20. Spieltag - Hertha (H)
Über die Schmach in Ulm wurde von unserer Seite eigentlich im letzten Spielbericht alles gesagt. Ulm war gestern, Hertha jetzt. Der Berliner Sport-Club von 1892, der sich aktuell auf einem vermutlich enttäuschenden zwölften Tabellenrang befindet, schlug unseren Sport- und Schwimmverein von 1889 im Hinspiel im Berliner Olympiastadion recht glücklich durch zwei späte Torgeschenke der Rothosen mit 2:0. Zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison, damals der dritte Spieltag, wusste von uns noch keiner so richtig, wo die Reise in dieser Spielzeit hingeht. Nach dem vielversprechenden Saisonauftakt folgten nach dieser Niederlage gegen die „Alte Dame“, abgesehen von einzelnen Lichtblicken, genug Trauerspiele. Unter der Woche erreichte uns die unvorhersehbare Nachricht der Vertragsverlängerung von Jahn-Verteidiger Ziegele, der hier ein deutliches und wichtiges Zeichen für die im Abstiegskampf so notwendige Vereinsidentifikation setzte. Außerdem erhielt Jahn-Chefcoach Andreas Patz die höchste deutsche Trainer-Lizenzstufe, die Pro Lizenz. Punkte bringen beide Meldungen natürlich nicht, positive Nachrichten schaden aktuell allerdings keinesfalls.
Für die Mitglieder des Förderkreises Ostkurve boten die aktiven Fans der Hertha für ihr Gastspiel in der schönsten Domstadt der Welt einen eigenen Sonderzug an, der zu früher Morgenstunde gen Regensburg losrollte. Anscheinend ist unser geliebtes Ratisbona für manche Zweiligaklubs ein attraktives Sonderzugziel. Die Ostkurve Hertha BSC forderte zudem alle Herthaner dazu auf, die gesamte Nordtribüne des Jahnstadions zu füllen. Dieses Ziel wurde fast erreicht. Lediglich in N4 waren etliche rote Sitzschalen zu sehen, was aber selbstverständlich den stabilen Gästeauftritt in der ersten Halbzeit keinesfalls schmälerte. So begannen die Fans der „Alten Dame“ unter dem Motto „Kämpfen ohne Gnade – Siegen für die Fahne“ mit einem ordentlichen Pyrointro, welches von zahlreichen kleinen Schwenkfahnen komplettiert wurde. Erwähnenswert auf der Gegenseite ist noch ein zweiteiliges Spruchband gegen den Videobeweis mit den Worten „DFL: Ihr sollt uns den VAR nicht erklären, ihr sollt ihn abschaffen!“. Die mitgereisten Berliner stellten allerdings zur zweiten Hälfte den Support ein. Die Hans Jakob Tribüne punktete erneut mit gut verteiltem Fahneneinsatz und zufriedenstellenden Support. Auch in S1 sorgten wir wieder für ordentlich Betrieb. Nachdem die Jahnelf in Ulm dermaßen reinschiss konnten wir an diesem Spieltag unseren Augen kaum trauen. Die Rothosen können doch noch Fußballspielen! Gleich wenige Sekunden nach Anpfiff erzeugte unsere Offensive das erste Mal Torgefahr. Im Anschluss scheiterte Hottmann nach einer knappen Viertelstunde an Hertha-Keeper Gersbeck. Für den ersten kleinen Herzinfarkt sorgte dann Jahn-Verteidiger Ziegele, als er ohne Not mit einem schlampigen Kopfball-Rückpass Gebhardt zu einer Parade zwang. Glück gehabt, darf ausnahmsweise auch mal sein. Kurz vor der Pause zeigte Schiedsrichter Kampka zurecht auf den Punkt, als Bulic und Hottmann von einem Berliner Verteidiger umgeräumt wurden. Den darauffolgenden Strafstoß verwandelte Kühlwetter souverän. Tatsächlich machte es seit langem wirklich mal wieder Spaß, der Jahnelf bei einem Kick zuzusehen, da Wille und Einsatz stimmten. Nach Wiederanpfiff ein ähnliches Spiel: Wahrlich kein fußballerisches Schmankerl, aber irgendwie doch unterhaltsam. Wir wollen jetzt nicht unbedingt vom Jahn-Abwehrbollwerk sprechen, aber auf der diesmaligen Defensivleistung kann der SSV in naher Zukunft definitiv aufbauen. Im Großen und Ganzen hatte unser Sport- und Schwimmverein über die gesamten 90 Minuten ganz einfach die besseren Chancen. In der zweiten Minute der Nachspielzeit folgte auf das sehenswerte Tänzchen von Ernst der ausgiebig gefeierte Treffer zur Entscheidung, als Huth den Ball per Kopf ins Gehäuse bugsierte. Heimsieg gegen einen potenziellen Aufstiegskandidaten! Nach Abpfiff blieben die großen Feierlichkeiten allerdings aus. Die Mannschaft steht weiterhin in der Bringschuld und muss sich in den kommenden Wochen wieder einiges an Vertrauen erarbeiten. Aus sportlicher Sicht positiv anzumerken ist außerdem, dass jeder direkte Konkurrent an diesem Spieltag für uns gespielt hat: Braunschweig, Münster und Ulm gingen als Verlierer vom Platz. Und sogar wir haben bekanntlich für uns gespielt. Wir leben noch!
Kommenden Freitagabend reisen wir ins mittelfränkische Fürth. Dort wollen wir ebenfalls einen solch mutigen Auftritt sehen, am besten natürlich mit dem Ausgang, danach drei Punkte mehr auf dem Punktekonto zu haben. Denk bitte daran, dass die aktive Fanszene, wie bereits gegen Ulm, eine gemeinsame Zugfahrt ausgerufen hat. Treffpunkt ist um 14:15 Uhr am Regensburger Hauptbahnhofsvorplatz. Auf zum nächsten Dreier!
Alle per Schiene nach Fürth!
~ Castra Regina Invicta